Gemeinschaftliche Wohnprojekte bieten Familien, Älteren aber auch Alleinlebenden viele Vorteile. „Die abgeschlossene Wohnung mit einer Hierarchie der Räume und ihrer funktionalen Zuordnung passt nicht mehr zur heutigen Vielfalt familialer Lebensformen“, erklärt Professorin Susanne Dürr von der Hochschule Karlsruhe.
Bezahlbarer und langfristig verfügbarer Wohnraum für Familien ist in Deutschland insbesondere in Großstädten und Ballungszentren knapp. Die Coronapandemie verlangte den Familien zudem ab, zusätzlichen Platz für Homeoffice- und Homeschooling zu schaffen. Einen vielversprechenden Lösungsansatz bieten gemeinschaftliche Wohnprojekte, von denen es Schätzungen zufolge bundesweit aktuell rund 3.000 gibt. Forschende der Hochschule Karlsruhe und des Deutschen Jugendinstituts (DJI) haben diese Wohnformen untersucht.
Gemeinschaftliches Wohnen fördert generationenübergreifende Netzwerke, die das Familienleben bereichern und bei der Sorgearbeit entlasten: Mehr als 60 Prozent der Befragten mit Kindern im Haushalt sind der Ansicht, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch das Wohnprojekt erleichtert wird, etwa durch Kinderbetreuung oder Hilfen im Alltag. Außerdem bietet diese Wohnform den Befragten zufolge Kindern und Jugendlichen ein erweitertes Umfeld mit Beziehungen zu Menschen außerhalb der eigenen Familie. Auch im Alter erleichtern gemeinschaftliche Wohnformen laut Studie ein selbstbestimmtes Leben.
Mehr als zwei Drittel der Wohnprojekte mit Mietwohnungen sind als Rechtsform des gemeinschaftlichen Eigentums organisiert, beispielsweise als Genossenschaft, was den Mitgliedern ein lebenslanges Wohnrecht zusichert. Da gemeinschaftliches Wohnen Familien viele Vorteile bietet und die Nachfrage derzeit das Angebot übersteigt, fordern die Forschenden, die Rahmenbedingungen für Wohnprojekte zu verbessern, etwa durch Zugang zu bezahlbaren Grundstücken bzw. Immobilien aber auch durch Beratung der Projekte.